pro scholare

pro scholare

Das Projekt in Freiburg-Rieselfeld ist eines der ersten Modellprojekte, das nach dem Fünf-Finger-Prinzip realisiert wurde. Dabei bezeichnet pro scholare nicht nur das Mehrfamilienhaus mit 82 Wohnungen und verschiedenen, gewerblich genutzten Einheiten, sondern ist gleichzeitig Name einer genossenschaftsorientierten Vermietungsgesellschaft, die zwischen Eigentümern und Mietern zwischengeschaltet ist (Sondermietverwaltung).

Die pro scholare erfüllt damit gleich zwei wesentliche Funktionen.

Sie ist Teil eines integrativen sozialen Konzepts: als Generalmieterin kann sie nicht nur die Mietpreise, sondern auch die soziale Diversität der Bewohnerstruktur des Hauses gezielt steuern. Das sechsgeschossige Gebäude bietet Platz für Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft, genauso für Menschen mit und ohne Behinderung. Im Haus befindet sich zudem ein barrierefrei zugänglicher Wohnraum.

Zum Zweiten kompensiert die Vermietungsgesellschaft die Risiken von Kleinanlegern. pro scholare garantiert den Eigentümern eine lückenlose Vermietung der Wohnungen. Die Eigentümer sind zu 70 Prozent Handwerker, die selbst am Bau beteiligt waren. „Handwerker verfügen über viel Wissen, aber nicht unbedingt über viel Geld', sagt Wolfgang Frey.

Durch ein spezielles Finanzierungskonzept erhielten die Handwerker die Möglichkeit, sich am Gebäude zu beteiligen, indem sie u.a. einen Teil der aufzubringenden Kaufsumme durch handwerkliche Eigenleistungen am eigenen Gebäude in ihrer Freizeit deckten (Anreizsysteme). „Kein Kapital wird so ignoriert wie die Kreativität der Handwerker', findet Architekt Wolfgang Frey. Für den Bauträger wurde somit eine effiziente Bauausführung bei guter Qualität gewährleistet. Umgekehrt erhalten die Handwerker eine Alterssicherung mit risikoarmem Vermögensaufbau.

WOHNRAUMMODERATION

Die gebaute Umgebung soll auch die Kommunikation unter den Bewohnern und die Identifikation mit ihrem Zuhause fördern. Beispiele sind die kleine Kunstgalerie im Brandschutztreppenhaus oder die Setzkästen in den Fluren, die zu jeder Wohnung gehören und von den Bewohnern gestaltet werden können. Außerdem unterstützt die pro scholare das Miteinander durch gezielte Wohnraummoderation.

MOTIVATION DURCH EIGENTUM

Wolfgang Frey betont: „Wir Bauschaffende sind verantwortlich für das, was wir als Stadtraum entstehen lassen. Dafür müssen wir mit unserem „Gesicht' einstehen. Der Mehrwert einer mit Engagement geleisteten Arbeit ist daher mit Geld nicht zu bezahlen.'  Aus diesem Grund hängen an der Gebäudefassade auch Porträts. Jeder der mitgewirkt hat, zeigt hier: Dafür stehe ich.

Das Mehrfamilienhaus genügt sehr hohen ökologischen Anforderungen, unter anderen durch die Stromgewinnung mittels einer Photovoltaik-Anlage (40 Kilowatt Peak) oder die Gewinnung von Warmwasser über Solarthermie. Das Regenwasser fließt zurück ins Erdreich statt in die Kanalisation.

Der Fassadenfarbe ist Titanoxid beigemischt. Es wirkt als Photokatalysator und wandelt Stickoxide in Sauerstoff um.

HOHE ÖKOLOGISCHE AUSSTATTUNG

Um ganzjährig zu klimatisieren wird Geothermie eingesetzt: Im Winter wird Wärme mittels Fußbodentemperierung ins Haus nachgeführt, im Sommer wird überschüssige Wärme an das Erdreich zurückgeführt. Sowohl Teile des Gebäudedaches als auch das Dach der Tiefgarage sind begrünt. Durch Letzteres ist eine Innenhofwiese entstanden.

2010 konnten die ersten Bewohner in das pro scholare-Modellhaus einziehen. Seitdem haben Architekten Frey gemeinsam mit der Freien Liegenschaftsverwaltung GmbH weitere Gewerbe- und Wohngebäude nach dem pro scholare-Konzept und „Fünf-Finger-Prinzip' realisiert. Inzwischen werden auch im Auftrag Dritter Wohnbestände von pro scholare verwaltet.


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  • Gebäudetyp:
  • Wohn-/ Geschäftsbauten


  • Partei A.:
  • Freie Liegenschaftsverwaltung GmbH
  • Ort:
  • Freiburg, Germany
  • Baustelle:
  • 5600㎡

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